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Fabian Cancellara gewinnt seine dritte Ronde in einem Sprint gegen drei Belgier
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06.04.2014

Fabian Cancellara gewinnt seine dritte Ronde in einem Sprint gegen drei Belgier

Info: RONDE VAN VLAANDEREN 2014
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Oudenaarde, 06.04.2014 – Es war schon das dritte Mal und doch eine vollkommen neue Erfahrung. Nach 2010 und 2013 gewann Fabian Cancellara (Trek Factory Racing) erneut die Ronde van Vlaanderen, nur diesmal nicht als unangefochtener Solist mit über einer Minute Vorsprung, sondern als Sprintstärkster eines Quartetts. Auf der Zielgeraden rang der Schweizer drei Belgier nieder. Greg van Avermaet (BMC Racing Team), dessen Attacke 31 Kilometer vor dem Ende die entscheidende Phase eingeläutet hatte, wurde Zweiter vor Sep Vanmarcke (Belkin). Omega Pharma-Quick Step konnte über weite Strecken die Stärke seines Kaders unter Beweis stellen, doch am Ende hatte einzig Stijn Vandenbergh (Omega Pharma-Quick Step) die Chance auf den Sieg, schaffte es als Vierter aber nicht auf das Podest.


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Zahlreiche Stürze und Unfälle – Zuschauerin in Lebensgefahr
Es regnete, als die 200 Fahrer vormittags in Brügge starteten. Doch die 98. Flandern-Rundfahrt wurde nicht zu einer Regenschlacht, weil sich das Wetter bald schon stabilisierte und es bis zum Ende der in diesem Jahr 259,8 Kilometer trocken blieb. Das machte die Bedingungen zwar etwas weniger gefährlich, aber dennoch kam es den ganzen Tag über immer wieder zu teils verheerenden Stürzen. Der heftigste ereignete sich ziemlich früh im Rennen, als Johan Vansummeren (Garmin-Sharp) mit einer Frau zusammenstieß, die sich an gefährlicher Stelle auf einer Verkehrsinsel positioniert hatte. Der frühere Paris-Roubaix-Sieger zog sich Wunden im Gesicht zu; die 65-jährige Zuschauerin musste mit lebensbedrohlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Auch für Jürgen Roelandts (Lotto Belisol), der 2013 als Dritter aufs Podium gefahren war, endete die Ronde van Vlaanderen auf schmerzhafte Art, noch bevor die Favoriten erstmals die Klingen kreuzten. Nicht lange nach dem Ausscheiden Roelandts‘ war dies am Molenberg der Fall, der fünften von 17 Hellingen. Obwohl noch weit mehr als einhundert Kilometer verblieben, unterzog Tom Boonen (Omega Pharma-Quick Step) die Verfassung der Konkurrenten einem kleinen Test. Die Hektik, welche der Flandern-Sieger von 2005, 2006 und 2012 hervorrief, hatte wenig später einen Sturz zufolge, welcher unter anderem Grégory Rast und Stijn Devolder, zwei Mannschaftskollegen des Titelverteidigers Fabian Cancellara (Trek Factory Racing), in Mitleidenschaft zog. Auf ihre Hilfe musste der Kapitän fortan verzichten, auch wenn Devolder sich nie aufgab und selbst nach einem weiteren Sturz verbissen kämpfte, um wieder in den Mittelpunkt des Geschehens vorzustoßen. Als es dann auch noch Yaroslav Popovych nach Berührung mit einer Zuschauerin erwischte, war Trek schon arg zeitig massiv geschwächt.

Omega Pharma-Quick Step behält lange Zeit die Rennkontrolle
Ganz anders Omega Pharma-Quick Step, das von Stürzen verschont blieb und in seinem starken Aufgebot drei, vier Fahrer hatte, denen ein Sieg zuzutrauen gewesen wäre. Und man entschied sich dafür, das Rennen offensiv anzugehen. 70 Kilometer vor Schluss attackierte Matteo Trentin am Kanarieberg mit Manuel Quinziato (BMC Racing Team). Nachdem sich auch Bernhard Eisel (Team Sky) hinzugesellt hatte, fuhr das Trio rasch eine Minute Vorsprung auf das Feld heraus, lag seinerseits aber noch eine Minute hinter einer Spitzengruppe. Am Ende der ersten Rennstunde hatten sich nämlich elf Fahrer abgesetzt, von denen zu diesem Zeitpunkt noch sechs übriggeblieben waren. Es handelte sich um Stig Broeckx (Lotto Belisol), Taylor Phinney (BMC Racing Team), Daryl Impey (Orica-GreenEdge), Aliaksandr Kuchynski (Katusha), Romain Zingle (Cofidis) und James Vanlandschoot (Wanty-Groupe Gobert). Diese Rennsituation war nicht mehr von langer Dauer, denn es folgte die zum ersten Mal zentrale Hellings-Kombination des Kurses aus Oude Kwaremont und Paterberg. Die Spitze verkleinerte sich auf Broeckx, Phinney und Impey und die Verfolger verschwanden von der Bildfläche. Der Umfang des Feldes nahm merklich ab, wirklich ernst wurde es aber erst an der nächsten Helling, dem legendären Koppenberg, der im Zuge einer Streckenanpassung im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Kilometer näher ans Ziel gerückt war. Omega Pharma-Quick Step demonstrierte weiterhin Stärke, Boonen und Niki Terpstra fuhren an der bis zu 22% steilen Steigung voraus. Dort „überlebte“ von den letzten Ausreißern nur Impey, ehe auch für ihn die Flucht zu Ende ging. 40 Kilometer vor dem Ende war aber immer noch keine Vorentscheidung gefallen, nach dem Koppenberg liefen mehrere kleine Gruppen wieder zusammen.

Van Avermaet und Cancellara lancieren die entscheidenden Angriffe
Am Steenbeekdries, Helling Nummer 13, begannen die ersten Aktionen, deren Auswirkungen bis ins Finale zu spüren sein sollten. Wieder griff Omega Pharma-Quick Step an, diesmal in Person von Stijn Vandenbergh, dem sich Dries Devenyns (Giant-Shimano) und Edvald Boasson Hagen (Team Sky) anschlossen. Greg van Avermaet (BMC Racing Team) startete mit geringer Verzögerung einen Konter. Es folgte der Taaienberg, der erstmals zu einer deutlichen Selektion unter den Favoriten führte. Nachdem die Vorausfahrenden eingeholt wurden, bildeten sie und nur neun weitere Fahrer die erste Gruppe. Omega Pharma-Quick Step schien mit vier Mann – Vandenbergh, Boonen, Terpstra und Zdenek Stybar – übermächtig, einzig noch Giant-Shimano hatte mit Devenyns und John Degenkolb mehr als einen Fahrer vorne dabei. Van Avermaet, Boasson Hagen, Cancellara, Peter Sagan (Cannondale) und Sep Vanmarcke (Belkin) waren isoliert. Sébastien Minard (AG2R La Mondiale) und Leukemans (Wanty-Groupe Gobert) komplettierten die Vorauslese. Es blieb nur kurze Zeit ruhig, bis van Avermaet 31 Kilometer vor dem Ziel nach dem Motto „Alles oder Nichts“ zur Attacke blies. Dass sich Vandenbergh als „Aufpasser“ an sein Hinterrad hängte und jegliche Mitarbeit verweigerte, störte den BMC-Fahrer nicht. Das Duo setzte sich bis zu einer Minute von der Hauptgruppe ab, die bald darauf einigen Zuwachs bekam. Derweil hing Leukemans als einzelner Verfolger zwischen den Fronten. Omega Pharma-Quick Step hatte seinen zuvor zahlenmäßigen Vorteil wieder eingebüßt und erlebte ein Desaster, als es erneut den 2200 Meter langen Oude Kwaremont hinaufging. Cancellara sah den Moment für seinen Angriff gekommen und nur Vanmarcke konnte dem Antritt des Schweizers standhalten. Boonen, Terpstra, Stybar – sie fanden keine Antwort.

Cancellara als sechster Fahrer mit einem dritten Flandern-Sieg
Cancellara und Vanmarcke lagen auf dem Oude Kwaremont nur noch zwölf Sekunden hinter van Avermaet und Vandenbergh. Wieder schloss sich direkt der Paterberg an, wo van Avermaet kurzfristig die alleinige Führung übernahm und Vandenbergh zu den beiden Jägern zurückfiel. Als noch elf Kilometer zu fahren waren, vereinigten diese vier Fahrer sich schlussendlich zu jener Gruppe, welche den Sieger ermitteln sollte. Mailand-Sanremo-Sieger Alexander Kristoff (Katusha) gab die Hoffnung auf ein ungewöhnliches Double, welches in der langen Geschichte der Frühjahrsklassiker einzig und allein dem großen Eddy Merckx (1969 und 1975) gelungen war, nicht auf und hechelte dem Quartett hinterher – erst alleine, dann gemeinsam mit Terpstra. Aber es war nicht mehr möglich, Kontakt herzustellen. Als der Vorsprung eine halbe Minute erreichte, versuchte Vandenbergh sein Möglichstes, die Ehre der Omega-Mannschaft zu retten. Van Avermaet reagierte auf der Stelle souverän, während Cancellara Mühe hatte, nach der Tempoverschärfung die Lücke zu schließen. Dann pokerte der Schweizer, bis Vanmarcke der Geduldsfaden riss und er für den Zusammenschluss sorgte. Cancellara ließ einen Antritt folgen, nahm aber sofort wieder raus, als er merkte, dass zu wenig Power dahintersteckte. Jetzt belauerte man sich. 800 Meter vor der Ziellinie ein erneuter Vorstoß Vandenberghs, doch diesmal ohne jede Wirkung. Es kam zum Sprint mit einem bitteren Ende für die Belgier. Van Avermaet, der vielleicht kämpferischste Fahrer des Tages, wurde Zweiter, Vanmarcke Dritter und Vandenbergh und somit Omega Pharma-Quick Step verpasste das Podium. Alle geschlagen von Fabian Cancellara, der mit seinem dritten Flandern-Sieg zu Achiel Buysse, Fiorenzio Magni, Eric Leman, Johan Museeuw und Boonen aufschloss.

Burghardt und Degenkolb in den Top15
Kristoff war durch taktische Spielereien der Spitzenreiter noch bis auf acht Sekunden herangekommen, mehr als der fünfte Platz war für den Norweger allerdings nicht mehr drin. Terpstra (+0:18) und Boonen (+0:28) folgten als Nächste, doch auch mit drei Fahrern in den Top7 kann Omega Pharma-Quick Step nicht zufrieden sein. Das wohl zweifellos stärkste Klassikerteam ging nach E3 Harelbeke, wo Terpstra zumindest das Podium erreichte, und Gent-Wevelgem abermals leer aus. Degenkolb führte 1:25 Minute nach Cancellara eine Gruppe ins Ziel, welcher unter anderem auch der an diesem Tag nur wenig in Erscheinung getretene Sagan und Boasson Hagen angehörten. Er wurde 15. und nur zweitbester Deutscher. Marcus Burghardt (BMC Racing Team) hatte sich einige Sekunden eher den zwölften Platz gesichert.

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Die nächste Mission von Cancellara ist es nun, in einer Woche auch den Sieg bei Paris-Roubaix zu wiederholen, womit er der Erste wäre, dem dies ein drittes Mal und überdies zwei Jahre in Folge gelungen ist. Da die Entscheidung heute an den Anstiegen fiel, muss auf dem flachen Parcours der „Hölle des Nordens“ aber auch mit einer wiedererstarkten Omega-Truppe gerechnet werden.





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