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Nur 5,37 Sekunden: Martin schlägt Phinney und wiederholt WM-Sieg im Zeitfahren
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19.09.2012

Nur 5,37 Sekunden: Martin schlägt Phinney und wiederholt WM-Sieg im Zeitfahren

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2012 IN LIMBURG | Einzelzeitfahren Männer Elite
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Valkenburg, 19.09.2012 – Die Weltmeisterschaften im Zeitfahren der Männer waren in den letzten Jahren immer deutliche Angelegenheiten, oft mit Abständen zwischen Sieger und Zweitplatziertem von mehr als einer Minute. Tony Martin und Taylor Phinney trennten heute am Ende eines höchst spannenden Rennens nur etwas mehr als fünf Sekunden. Wie 2011 in Kopenhagen kann sich Deutschland damit über doppeltes Gold freuen, nachdem gestern schon Judith Arndt die Titelverteidigung gelang. Überraschender Dritter wurde der relativ früh gestartete Vasil Kiryienka, an dem sich zahlreiche höher gehandelte Fahrer die Zähne ausbissen.

Frühe Bestzeiten durch Zoidl, Gruzdev und Kiryienka
Der Wettkampf der Männer Elite bildete den Abschluss der Einzelzeitfahren bei der Weltmeisterschaft in Limburg. 58 Teilnehmer aus 36 Nationen stellten sich der Herausforderung; viele hatten bereits am vergangenen Sonntag beim Mannschaftszeitfahren einen Eindruck von den Steigungen, engen Straßen und winkligen Kurven gewinnen können. Dem Österreichischen Staatsmeister Riccardo Zoidl erlaubte sein früher Start – er war der Zehnte, der die Rampe in Heerlen verließ – sich einmal richtig in Szene zu setzen und Bestmarken an allen Messpunkten entlang der 45,7 Kilometer langen, von Regenfällen in der Nacht noch feuchten Strecke zu setzen. Die Führung des 24-Jährigen vom RC Arbö Wels-Gourmetfein hatte bis zum Kasachen Dmitriy Gruzdev bestand, dem 19. Starter, der ziemlich genau eine Minute schneller war. Bald wurde klar, dass der zweimalige Landesmeister deutlich besser abschneiden würde als bei seiner ersten WM-Teilnahme 2011, als er Platz 36 belegte. Auch als immer mehr hochkarätige Zeitfahrer an die Reihe kamen, wurden seine Zwischenzeiten nicht unterboten. Im Ziel schaffte es aber doch einer besser zu sein, nämlich der Weißrusse Vasil Kiryienka. Auf den letzten 7,8 Kilometern, auf denen Bundersberg (800 m à 5,4%) und Cauberg (1200 m à 5,8%) zu bezwingen waren, fuhr er 19 Sekunden schneller und übernahm mit elf Sekunden Vorsprung Platz eins. Kiryienkas hoffnungsvoller Blick richtete sich jetzt zur ersten Zwischenzeit, am ersten Anstieg Sint Remigiusstraat (1000 m à 7,7%), wo immer namhaftere Fahrer seine persönliche Zeit nicht unterbieten konnten.

Duell auf Augenhöhe zwischen Martin und Phinney
Tejay van Garderen war der Erste, der Kirienka gefährlich zu werden drohte, hatte bis Kilometer 14,3 nur wenige Zehntel verloren. Für Marco Pinotti und Fredrik Kessiakoff waren schon rund zehn Sekunden Rückstand zu vermelden. Aber dann kam ein gewisser Taylor Phinney, Junioren-Weltmeister 2008 und U23-Champion 2010, der sich anschickte, seine Gold-Sammlung in der Elite-Klasse zu komplettieren. 15 Sekunden Vorsprung auf Gruzdev und 23 auf Kiryienka waren eine Kampfansage an den amtierenden Weltmeister Tony Martin, der 4,37 Sekunden hinter dem fünf Jahre jüngeren US-Amerikaner die Uhr stoppen ließ. Auf dem folgenden Streckenabschnitt, bestehend aus einer langen Abfahrt und einem halbwegs flachen Stück, setzten sich die beiden immer weiter von der Konkurrenz ab. Nach 29,7 Kilometern hatten sich die Machtverhältnisse verschoben, Martin lag nun 13,26 Sekunden vor Phinney. Kurz danach überholte Martin sogar den zwei Minuten eher gestarteten Alberto Contador und ließ die Abstandsmessung per GPS bis auf 20 Sekunden wachsen. Eine Vorentscheidung fiel jedoch noch lange nicht, denn Phinney hielt die Spannung hoch, lag bei Kilometer 37,9 nur mehr 8,66 Sekunden zurück. Am Cauberg hatte Phinney vor drei Tagen geschwächelt und mit seinem BMC Racing Team den Sieg um 3,23 Sekunden verpasst. Diesmal wirkte er aber deutlich stärker, eher schien Martin an seine Grenzen zu geraten. Doch der Deutsche Meister, der mit Omega Pharma-Quick Step schon Gold holte, setzte sich erneut hauchdünn durch, war mit 58:38,76 Minuten winzige 5,37 Sekunden schneller.


Weiterer Bericht: Riccardo Zoidl wird toller 14. bei Zeitfahr-WM

Kiryienka gewinnt Bronze, Zoidl schafft Top15
Während das Duell zwischen dem alten und neuen Weltmeister Martin und seinem starken Herausforder die Zuschauer in Atem hielt, spielte sich ein ähnlich enges Rennen um den dritten Platz ab. Pinotti wäre ein heißer Kandidat auf Bronze gewesen, doch wenige Momente, nachdem er die zweite Zwischenzeit nur vier Sekunden hinter Kiryienka passierte, stürzte der Italiener und musste mit Schmerzen in der Schulter aufgeben. Van Garderen und Kessiakoff blieben weiter auf Schlagdistanz, hatten am letzten offiziellen Messpunkt 11 bzw. 18 Sekunden Rückstand und durch ihre Kletterqualitäten noch die Möglichkeit, dies aufzuholen. Van Garderen fehlten im Ziel 4,38 Sekunden, Kessiakoff 5,57. Damit blieben ihnen lediglich die Plätze vier und fünf, wohingegen Kiryienka, dessen beste Zeitfahrjahre (WM-Sechster 2006 und Neunter im Jahr darauf) schon eine Weile zurücklagen, als Dritter zur Siegerehrung durfte, wobei der Abstand zu Martin mit 1:44,99 Minute enorm war. Mit dem Schweizer Fabian Cancellara (Absage wegen Schulter-OP) und vor allem den Briten Bradley Wiggins und Chris Froome, die sich für das Straßenrennen schonen, fehlten drei Fahrer, die in Bestform möglicherweise mit Martin und Phinney hätten konkurrieren können. Auch Gruzdev hielt sich noch wacker, war als Sechster ebenso eine faustdicke Überraschung wie Kiryienka, und Zoidl konnte mit Platz 14 die Erwartungen weit übertreffen. Weniger gut lief es für die weiteren deutschen Starter, Patrick Gretsch und Bert Grabsch fand man nur auf Platz 27 und 36.

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