<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > LiVE-Radsport liest
LiVE-Radsport liest: Die wahre Geschichte eines Domestiken
Suchen LiVE-Radsport liest Forum  LiVE-Radsport liest Forum  LiVE-Radsport liest
25.01.2016

LiVE-Radsport liest: Die wahre Geschichte eines Domestiken

Info: Weitere Buchvorstellungen aus der Reihe LiVE-Radsport liest
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



25.01.2016 – In unserer heutigen Ausgabe von "LiVE-Radsport liest" stellen wir Euch ein aktuelles Buch vor, das 2015 in deutscher Sprache erschienen ist. Es handelt sich um die Autobiografie von Ex-Radprofi Charles „Charly“ Wegelius, der von 2000 bis 2011 u. a. bei Mapei und Liquigas unter Vertrag war und sich einen Namen als unverwüstlicher Helfer erwarb. Entsprechend ist die Geschichte des Briten auch betitelt: „Domestik – Das wahre Leben eines ganz normalen Radprofis“.

Inhalt: Werdegang eines Wasserträgers
Charly Wegelius, Sohn eines finnischen Vaters und einer britischen Mutter, thematisiert in dem Buch seine gesamte Laufbahn als Berufsradfahrer. Es geht los mit seiner ersten Saison in einem mehr schlecht als recht geführten Rennstall – bei Jean-René Bernaudeaus Vendée U – und seinem ersten Profivertrag bei Mapei, wo er die Segnungen moderner Trainingsplanung erfuhr, durch die harte „Domestiken“-Schule ging und seine erste Große Rundfahrt (die Vuelta) bestritt. Einem entbehrungsreichen, aber sehr prägenden Zwischenspiel bei De Nardi folgte die Anstellung bei Liquigas, Wegelius‘ vermutlich glücklichste Zeit. Eingeleitet wurde sie durch seinen nach eigener Aussage größten Fehler, nämlich aus karriereplanerischen Überlegungen bei der WM 2005 für die Italiener gefahren zu sein und sich damit den ewigen Zorn seiner eigenen Landsleute zugezogen zu haben. Diese Episode und die existenzbedrohenden Scherereien, die er mit seinem von Natur aus hohen Hämatokrit hat, sind die dramatischsten Passagen in „Domestik“. Die Jahre bei Silence- bzw. Omega Pharma-Lotto, in denen Wegelius noch zwei Frankreichrundfahrten bestritt, stehen schon im Zeichen des Abschieds vom Radprofidasein, das dem Protagonisten längst zur Last geworden ist. Das Buch endet mit einem knapp verpassten Sieg bei der Vuelta a Asturias. Zugleich wendet sich privat alles zum Guten: Wegelius‘ Frau Camilla bringt den gemeinsamen Sohn zur Welt.

Bewertung: Düsterer, larmoyanter Grundton
Charly Wegelius, heute Sportdirektor bei Cannondale, hat eine Mission: Er möchte seinem Leser die Illusion vom ruhmreichen Radprofidasein austreiben. Ein Berufsradfahrer ist kein moderner Heros, den sein Tun so sehr erfüllt, dass er über sich hinauswächst, sondern ein Mensch gepeinigt von unaufhörlichen Schmerzen, gefangen in der Sinnlosigkeit und getrieben von masochistischer Verzweiflung. Indem er uns dies deutlich macht, schießt Wegelius leider allzu oft übers Ziel hinaus, dergestalt dass man fast vergessen könnte, dass es sich um ein unglaublich gut geschriebenes, leicht lesbares Buch mit packenden Geschichten handelt. Unwillkürlich fragt man sich, warum der Protagonist sich das Leiden Jahr für Jahr antut und nicht einfach aussteigt. Die Motivation, die ihn zum Radsport gebracht hat, wird ganz am Anfang deutlich, danach geht der Sinn des Ganzen in dem Maße verloren, wie die Larmoyanz zunimmt. Wegelius‘ Sicht ist sehr subjektiv – was in einer Autobiografie natürlich zugestanden werden muss -, aber sie nimmt für sich in Anspruch, „die Wahrheit“ über das Leben als Radprofi zu verkünden. Dass sich diese Wahrheit allein schon von Generation zu Generation ändert – ein heute am Beginn seiner Laufbahn stehender Nachwuchsfahrer wird vermutlich anderes erleben als Wegelius in der Vendée U-Bruchbude – bedenkt er nicht. Trotz der rabenschwarzen Stimmung, die auf jeder Seite herrscht, verschlingt man die Zeilen buchstäblich, was in gewisser Weise jene Hassliebe widerspiegelt, die der Autor gegenüber dem Radsport empfindet.

Fazit
Packend, temporeich und schonungslos. Dieses Buch ist lesenswert, aber nichts für zarte Gemüter.

Titel: Domestik. Das wahre Leben eines ganz normalen Radprofis (Original: Domestique. The true life ups and downs of a Tour pro)
Autoren: Charly Wegelius mit Tom Southam
Verlag: Covadonga
Erscheinungsjahr: 2015
Seitenzahl: 304
Preis: 16,8 €
ISBN-10: 3957260051
ISBN-13: 978-3957260055
Sonstiges: als E-Book erhältlich

Hast auch Du ein Buch mit Bezug zum Radsport gelesen und möchtest der LiVE-Radsport-Community darüber berichten? Dann melde Dich im Forum.





LiVE-Radsport liest: Die wahre Geschichte eines Domestiken
LiVE-Radsport liest: Die wahre Geschichte eines Domestiken

Domestik - Das wahre Leben eines ganz normalen Radprofis
Domestik - Das wahre Leben eines ganz normalen Radprofis

Zum Seitenanfang von für LiVE-Radsport liest: Die wahre Geschichte eines Domestiken



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live