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Give me five: Cavendish zum Abschluss des Giro erneut der Schnellste - Nibali Gesamtsieger
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26.05.2013

Give me five: Cavendish zum Abschluss des Giro erneut der Schnellste - Nibali Gesamtsieger

Info: GIRO D´ITALIA 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Brescia, 25.05.2013 - Mit einer ereignisarmen, über 190 Kilometer langen Etappe und mit dem fünften Tageserfolg von Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step) ist der 96. Giro d'Italia in Brescia zu Ende gegangen. Nachdem er an den Zwischensprints bereits den Gewinn des Roten Trikots sichergestellt hatte, behielt Cavendish in einem packenden Mann-gegen-Mann-Endspurt die Oberhand über Sacha Modolo (Bardiani-Valvole). Elia Viviani (Cannondale) wurde zwar Dritter, konnte in die Entscheidung aber nicht eingreifen. Vincenzo Nibali (Astana) kam unbeschadet ins Ziel und feiert den zweiten Grand-Tour-Gesamtsieg seiner Karriere.

Spazierfahrt bei Sonnenschein
Erstmals seit fünf Jahren bildete nicht ein Kampf gegen die Uhr, sondern eine Etappe "en ligne" den Abschluss des Giro d'Italia - was angesichts des Mannschafts-, des langen Einzel- und des Bergzeitfahrens zuvor sicherlich zu verschmerzen war. Den meisten von uns dürfte es aber ein Rätsel sein, warum der Veranstalter dem letzten Teilstück die monumentale Gesamtdistanz von 197 Kilometern verlieh. Denn die Fahrer reagierten darauf genauso, wie es zu erwarten und wie es ihnen nach all den Strapazen der vergangenen drei Wochen auch kaum zu verdenken war: mit einer über vier Stunden währenden "Tour d'Honneur", wie wir sie von der Frankreichrundfahrt her kennen und bei der eigentlich nur der Champagner fehlte. In Riese Pio X - die Gemeinde hat sich nach ihrem berühmtesten Sohn, dem Papst Pius X (1903 bis 1914), benannt - standen 168 Teilnehmer an der Startlinie; allerletzter Ausfall war Grega Bole (Vacansoleil), der die gestrige Etappe nicht beendet hatte. Warme Sonnenstrahlen begleiteten das friedlich dahinradelnde Peloton auf seinem Weg von Venetien in die Lombardei und machte die Minustemperaturen, welche 24 Stunden zuvor bei den Drei Zinnen geherrscht hatten, fast schon wieder vergessen. Stundenmittel von 34,3, 38,5 und 35,7 km sprechen für das gemächliche Tempo, in dem es voranging.

Action am ersten Zwischensprint
Ein Defekt ausgerechnet von Mark Cavendish (Omega Pharma), dem vierfachen Etappensieger und haushohen Favoriten, war in dieser langen Anfangsphase lediglich eine Randnotiz wert. Für mehr Aufregung sorgte der erste Zwischensprint in Sirmione nach 129,1 Kilometern. Auf diesen hatten es gleich mehrere Fahrer abgesehen: Cavendish selbst, um weitere Punkte für die Maglia Rossa zu sammeln, die er eigentlich nur stellvertretend für Vincenzo Nibali (Astana) trug - Rafael Andriato (Saxo-Tinkoff) und Cameron Wurf (Cannondale), um in der Sprintwertung zu punkten - sowie Giovanni Visconti (Movistar), der wieder zum kämpferischten Fahrer aufsteigen wollte. Tatsächlich spurtete Cavendish relativ mühelos vor Andriato, Visconti und Wurf über die Linie, sodass der ehemalige Weltmeister seinen Rückstand auf Nibali von 11 auf 3 Punkte verkürzen konnte, während Andriato seine TV-Führung ausbaute und Visconti in der Kämpfer-Wertung auf einmal wieder 3 Zähler vor Nibali lag.

Der Gesamtsieger der 96. Austragung
Dass ihm die Spitzenposition in gleich zwei Klassements dermaßen streitig gemacht wurde, dürfte dem Mann im Rosa Trikot schnuppe gewesen sein, denn er war auf dem besten Weg, seine Karriere einem neuen Höhepunkt zuzuführen. In den letzten Jahren hat Vincenzo Nibali sich sowohl im Hochgebirge wie im Zeitfahren stetig verbessert und damit die Voraussetzungen geschaffen für Grand Tour-Siege à la Vuelta 2010 oder eben Giro d'Italia 2013. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum er die Tour de France, die er 2012 bereits als Dritter beendete, nicht auch eines Tages in sein Palmarès einreihen sollte. Als Tirreno- und Trentino-Rundfahrt-Sieger war der 28-jährige Sizilianer als großer Favorit zur Italienrundfahrt angetreten und den Erwartungen vollkommen gerecht geworden - im Gegensatz zu Tour-Champion Bradley Wiggins (Sky) und Titelverteidiger Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp), die nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen waren.

16. Giro-Ankunft in Brescia
Doch zurück zum Geschehen des Tages. Nach dem ersten Traguardo Volante wollten die Vacansoleil-Fahrer Maurits Lammertink und Rob Ruijgh echtes Wettkampf-Feeling aufkommen lassen und wagten eine Attacke. Diese wurde von Omega Pharma-Quick Step mit einer sofortigen, nahezu panischen Reaktion aber unmittelbar wieder zunichtegemacht. Kurz darauf übernahm Astana die Anführerrolle im geschlossenen Peloton - sicherlich auch um die schicken pinken Lenkerbänder und die gleichfarbigen Applikationen an ihren Schuhen und Brillen dem Publikum zu präsentieren. Die Mannschaftsleitung kann natürlich hoch zufrieden sein. Mit der Verpflichtung Nibalis, der zuvor bekanntlich jahrelang für Liquigas fuhr, hat man offensichtlich aufs richtige Pferd gesetzt. Nach ca. 165 Kilometern erreichte man Brescia, wo noch sieben Runden auf einem 4,15km langen, vertrackten Parcours zu absolvieren waren. In der 194.000-Einwohner-Stadt gingen zwischen 1930 und 2010 15 Giro-Etappen zu Ende - aber noch nie zuvor die Rundfahrt als solche.

Stefano Garzelli sagt Arreviderci Giro
Bei der ersten Zielpassage durfte Stefano Garzelli (Vini Fantini) ein gutes Stück vor dem Feld herfahren und sich von seinen Fans verabschieden. Für den fast 40-jährigen Italiener war es nämlich der letzte (unauffällige) Giro seiner Karriere - 13 Jahre nach seinem Triumph in der Gesamtwertung. Anschließend herrschte mehrere Runden lang Verwirrung bezüglich des zweiten Zwischensprints. Sollte dieser nach der zweiten, der dritten oder doch nach der vierten Zielpassage abgenommen werden? Zur Sicherheit setzte sich Mark Cavendish jedes Mal an die Spitze des Pelotons, bevor endlich - übrigens in Einklang mit dem Roadbook - die offizielle Wertung bei km 180,4 erfolgte. In diesem Moment hatte der 28-jährige Brite die Maglia Rossa zu seiner eigenen gemacht und schickte sich an, nach Vuelta und Tour auch den Giro als Punktbester zu beenden. Dass ihm dabei die Absage der Passo Stelvio-Etappe in die Karten spielte - who cares?

Cavendish takes it all
Einen neuen Ausreißversuch gab es auf dem Rundkurs auch - und zwar von Giairo Ermeti (Androni), der gestern schon zur Fluchtgruppe gehört hatte. Doch nach wenigen Kilometern fuhr Omega Pharma die Lücke wieder zu. In der unmittelbaren Sprintvorbereitung zeigten außerdem Cannondale, Radioshack und Vini Fantini Präsenz. Das mittlerweile rasend schnell gewordene Tempo bestimmten aber die Männer von Cavendish. Erst an der Flamme Rouge, wo zwei 90-Grad-Kurven unmittelbar aufeinanderfolgten, setzten sich zwei grüne Trikots an die Spitze, jedoch ohne den gewünschten Erfolg. Ganz im Gegenteil geriet Elia Viviani schon so früh ins Hintertreffen, dass er dem eigentlichen Zielspurt fast nur noch zusehen konnte. Diesen fochten das Rote Trikot und Sacha Modolo (Bardiani Valvole-CSF Inox) im Zweikampf miteinander aus - doch auch wenn der junge Italiener das Beste aus sich herausholte, Cavendish war einfach nicht zu schlagen. Der Supersprinter von der Isle von Man feierte seinen ingesamt 15. (!) Giro-Sieg und den fünften allein bei dieser Austragung - eine 100%-Ausbeute übrigens, da es nur fünf Massenankünfte gab. Für Modolo war es immerhin die beste Platzierung der drei Wochen.

Andriato gewinnt Sprint- und Ausreißerwertung
Hinter Viviani, Giacomo Nizzolo (Radioshack), Luka Mezgec (Argos), Roberto Ferrari (Lampre), Kenny Dehaes (Lotto) und Manuel Belletti (Ag2r) kam Giovanni Visconti als Neunter über den Zielstrich - zu wenig um seine Position als "kämpferischster Fahrer" vor Cavendish zu retten. Über die 2-Punkte-Differenz hinwegtrösten kann Visconti sich mit dem Wissen, zwei Tageserfolge zu insgesamt vier Movistar-Siegen und zum Gewinn der Trofeo Super Team beigetragen zu haben. Auch in der Sprintwertung wird er Zweiter hinter Rafael Andriato, welcher übrigens zugleich das Ausreißerklassement für sich entscheidet. Und die Maglia Rosa-Wertung? Hier gab es natürlich keine Überraschung mehr. Rigoberto Uran wird Zweiter mit 4:43 Minuten Rückstand. Sein Pech war, dass die Mannschaft Sky zu spät, nämlich erst nach dem Ausstieg von Wiggins, auf ihn setzte, und dass ihm mit der 19. eine entscheidende Etappe fehlte. Cadel Evans (BMC Racing) besteigt das Podium als Dritter, liegt 5:52 Minuten hinter Nibali zurück und war lange Zeit dessen gefährlichster Gegner. Erst beim Bergzeitfahren hatte der Australier einen wirklich schwachen Tag, bevor ihn gestern ein Defekt an der Verteidigung des zweiten Gesamtrangs hinderte.

Lampre und Ag2r haben zwei unter den besten 10
Altmeister Michele Scarponi liefert mit Gesamtrang vier (+6:48) ein hervorragendes Resultat ab, schien aber zu keinem Zeitpunkt eine realistische Anwartschaft auf den Gesamtsieg machen zu können. Der neue Lampre-Mann steht schon in den Startlöchern: der Pole Przemyslaw Niemiec war mehr als ein Helfer für seinen Kapitän und wird dafür mit Rang sechs belohnt (+7:43). Carlos Alberto Betancur (Ag2r), der Gesamtfünfte und Nachwuchsbeste (+7:28), ist derjenige aus der jungen kolumbianischen Garde (von Uran mal abgesehen), welcher die in sie gesetzten Hoffnungen am besten erfüllen konnte. Die Erwartungen übertroffen haben sicherlich Rafal Majka (Saxo-Tinkoff) und vielleicht auch Benat Intxausti (Movistar), die sich auf Rang sieben bzw. acht platzierten. Hingegen konnte man Mauro Santambrogio (Vini Fantini) und Domenico Pozzovivo (Ag2r) durchaus in den Top10 erwarten. Wer fehlt, ist Robert Gesink (Blanco), der eine ausgezeichnete Rundfahrt fuhr, bis ihn ein Infekt seiner Chancen beraubte. Auffallend ist, dass das zunächst so dominante Sky Procyling letztlich im Gegensatz zu Lampre und Ag2r nur noch einen Mann unter den besten zehn hat - und dennoch die Teamwertung gewinnt.

Was bleibt außer Wetterkapriolen?
Aufgrund der verheerenden Witterungsbedingungen ist der Giro 2013 vielfach nicht so verlaufen wie erwartet. Auch zeichnete sich der Gesamtsieg von Vincenzo Nibali recht früh ab. Bereits auf der achten Etappe übernahm er das Rosa Trikot. Dennoch hat uns die vergangene Italienrundfahrt mit unvergleichlicher Dramatik und mit vielen Heldengeschichten versorgt, welche die unangenehmen Meldungen - wir denken an Sylvain Georges und vor allem an Danilo di Luca - auf Dauer überstrahlen werden.

-> Zum Resultat und allen Endständen





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