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Balsam für die Seele: Joaquin Rodriguez gewinnt als erster Spanier die Lombardei-Rundfahrt
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29.09.2012

Balsam für die Seele: Joaquin Rodriguez gewinnt als erster Spanier die Lombardei-Rundfahrt

Info: IL LOMBARDIA
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Lecco, 29.09.2012 – Was war das für ein Jahr für Joaquin Rodriguez (Katusha). Beim Giro d’Italia und der Vuelta a España war der 33-Jährige seinem ersten Grand-Tour-Gesamtsieg so nah, aber erlebte stattdessen bittere Niederlagen. Umso schöner für den Spanier, dass er die Saison mit einem großen Erfolg abschließen konnte und als erster Fahrer seines Landes die Lombardei-Rundfahrt gewann. Rodriguez attackierte zehn Kilometer vor dem Ziel und widerstand im strömenden Regen einer immer größer werdenden Verfolgergruppe, aus der zudem sein Landsmann Samuel Sanchez noch Platz zwei belegte. Als Ausdruck seiner Freude schleuderte Rodriguez bei Passage der Ziellinie eine Trinkflasche gen Himmel. Ein vorzeitiges Ende hatte das Rennen für Weltmeister Philippe Gilbert (BMC Racing Team), der in einer Abfahrt stürzte.


World Ranking: Rodriguez steht als Gesamtsieger fest

Mieses Wetter zu Gimondis 70. Geburtstag
Am Start empfing die Lombardei-Rundfahrt – seit letztem Jahr offiziell „Il Lombardia“ – einen Ehrengast. Felice Gimondi, der das „Rennen der fallenden Blätter“ 1966 und 1973 gewann, und nicht zuletzt für seine drei Giro-Gesamtsiege sowie je einen Erfolg bei Tour und Vuelta bekannt ist, feierte seinen 70. Geburtstag. Dass dieser ausgerechnet auf den Tag der Lombardei-Rundfahrt fiel, verdankte man der UCI, welche das Rennen zwei Wochen früher als üblich angesetzt hatte, so dass es am Wochenende direkt nach der Weltmeisterschaft stattfand. Extra für Gimondi wurde der Start auch von Mailand nach Bergamo verlegt, denn die italienische Legende wurde in der Provinz geboren. Sonst war die Strecke in weiten Teilen identisch mit jener des Vorjahres und nach Beginn zunächst eine ganze Weile flach. Bei nasskaltem Wetter teilte sich im Verlauf der ersten Stunde das Feld, was für hohes Tempo sorgte. Erst nach über 50 Kilometern beruhigte sich das Geschehen etwas, nachdem ein Dutzend Fahrer auf die Flucht gelassen wurde. Dazu gehörte Andriy Grivko (Astana), der es davor schon in einem Trio mit Yaroslav Popovych (RadioShack-Nissan) und dem Österreicher Stefan Denifl (Vacansoleil-DCM) probierte, die beide letztendlich den Sprung in die Gruppe nicht schafften. Bis zum Fuße des größten Berges, dem Valico di Valcava, wuchs der Abstand nur auf knapp drei Minuten und nahm bergauf bereits wieder ab.

Schwere Herausforderung an der Muro di Sormano
Nur elf Grad wurden auf dem Valcava gemessen, dessen vernebelte Passhöhe nach 90,5 Kilometern erreicht wurde. Emanuele Sella (Androni Giocattoli), Johan Esteban Chaves (Colombia-Coldeportes) und Alberto Losada (Katusha) kamen am besten durch die Abfahrt, der Großteil der Ausreißer fand später wieder Anschluss. Lediglich Grivko und Julien Berard (Ag2r La Mondiale) waren ins Feld zurückgefallen. Zu zehnt stieg ihr Vorsprung auf viereinhalb Minuten, nahm aber rasch deutlich ab, als man sich dem zweiten schweren Anstieg nach Colma di Sormano näherte. Der stand auch 2011 schon im Programm, allerdings wählte man diesmal den Weg über die Muro di Sormano, was auf den letzten 1,92 Kilometern eine durchschnittliche Steigung von 15,8% mit Spitzen bis zu 27% bedeutete. Seit 50 Jahren hatte man diese kleine Straße nicht mehr befahren. Für Sella, Chaves, Stefano Locatelli (Colnago), Tom Jelte Slagter (Rabobank), Nicki Sörensen (Saxo Bank-Tinoff Bank) und Federico Rocchetti (Utensilnord Named) war dort schnell Endstation. Aus dem verbliebenen Quartett fielen dann Losada und der Schweizer Steve Morabito (BMC) zurück. Kurz vor dem Gipfel schüttelte Romain Bardet (Ag2r La Mondiale) mit Cristiano Salerno (Liquigas) auch noch den letzten Mitausreißer ab und ging als Solist in die Abfahrt.


BMC Racing Team: Gilbert stürzt bei Il Lombardia

Fluch des Regenbogentrikots? Gilbert stürzt in der Abfahrt
Die Muro di Sormano war für die Favoriten natürlich ebenfalls eine harte Prüfung. Alberto Contador (Saxo Bank-Tinoff Bank), Vincenzo Nibali (Liquigas) und Joaquin Rodriguez (Katusha) bewiesen dort ihre Kletterkünste, überquerten den Berg mit Rigoberto Uran, Sergio Henao (beide Sky ProCycling), Nairo Quintana (Movistar) und Bauke Mollema (Rabobank). Der erst seit sechs Tagen amtierende Weltmeister Philippe Gilbert (BMC Racing Team) verlor rund zwanzig Sekunden auf diese illustre Gruppe, was der Belgier wohl locker hätte aufholen können. Möglicherweise ging er diese Aufgabe aber mit zu viel Ehrgeiz an, stürzte auf der äußerst anspruchsvollen und darüber hinaus immer noch nassen Abfahrt, woraufhin er den Rest des Rennens als Beifahrer im BMC-Mannschaftswagen verbrachte. Bardet vergrößerte unterdessen seinen Vorsprung, der oben nur wenige Sekunden betragen hatte, auf eine Minute. Hinter dem Franzosen formierte sich eine circa 30 Fahrer umfassende Gruppe. Gilberts Unglück blieb für lange Zeit das einzige wirklich spannende Ereignis. Bardet wurde im Anstieg zur Madonna del Ghisallo eingeholt, statt ihm passierte Kevin de Weert (Omega Pharma-Quick Step) die berühmte Kapelle 45 Sekunden vor der großen Gruppe mit den Favoriten. Losada, der als Ausreißer schon viele Kräfte gelassen hatte, war maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Belgier 30 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurde.

Joaquin Rodriguez verpasst seiner Saison ein Happy End
Das definitive Ende der Ein-Mann-Flucht de Weerts besiegelte ein Sturz, nur wenige Augenblicke, nachdem auch Vincenzo Nibali (Liquigas) und einige andere zu Fall gekommen waren. Anders als Gilbert blieben sie aber unverletzt. Mit Rui Costa (Movistar) gab es daraufhin erneut einen Einzelkämpfer, der eine Zeitlang an der Spitze fuhr; den Kolumbianer neutralisierte man unmittelbar vor der Salita die Ello. Dieser nur gut drei Kilometer lange Anstieg nach Villa Vergano empfing die Fahrer wieder in strömendem Regen. Im etwas leichteren unteren Teil attackierten nacheinander Marco Marcato (Vacansoleil-DCM), Gorka Verdugo (Euskaltel) und Alexandr Kolobnev. Doch die steilste Rampe, zehn Kilometer vor dem Ziel gelegen, sollte die Entscheidung bringen. Rodriguez, in dieser Saison Giro-Zweiter, Vuelta-Dritter und Sieger des Flèche Wallonne, konnte mit einem starken Antritt einen Vorsprung von wenigen Sekunden erobern, den er hinab nach Lecco nicht mehr hergab. Die Verfolgergruppe, zunächst nur aus Uran, Henao, Contador und Mauro Santambrogio (BMC Racing Team) bestehend, wuchs zwar stetig auf schließlich elf Fahrer an, aber im Ziel fehlten neun Sekunden zu Rodriguez, der sich im 106. Jahr der Lombardei-Rundfahrt als erster spanischer Sieger in der Geschichte des Klassiker verewigen konnte. Platz zwei ging an Samuel Sanchez (Euskaltel), der den Sprint gegen Uran gewann. Oliver Zaugg (RadioShack-Nissan), der Schweizer Überraschungssieger des Vorjahres, wurde guter Achter.

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Il Lombardia war das letzte Rennen der World Tour auf europäischem Boden. In China findet aber vom 9. bis 13. Oktober noch die Tour of Beijing statt.





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